Pressemitteilung – Forschungsbereich

„Was wir über Flüchtlinge (nicht) wissen“ Expertise zur Flüchtlingsintegration vorgelegt. Forschungsprojekt startet

Zum Start eines Forschungsprojektes von SVR-Forschungsbereich und Robert Bosch Stiftung zu Lebenslagen von Flüchtlingen in Deutschland wird heute eine Expertise veröffentlicht, die den Forschungsstand darstellt und Forschungslücken identifiziert. Das Forschungsprojekt wird die Sicht der Flüchtlinge selbst in den Mittelpunkt rücken – eine Perspektive, die bislang fehlt. Eine qualitative Befragung von Flüchtlingen soll fundiertes Wissen über ihre Lebenslagen und gesellschaftliche Teilhabe liefern sowie Handlungsempfehlungen für eine verbesserte Integration.

Berlin, 26. Januar 2016. In der bisherigen Forschung zur Integration von Flüchtlingen fehlt die Sicht der Flüchtlinge selbst. Diese Forschungslücke will das auf zwei Jahre angelegte Forschungsprojekt von SVR-Forschungsbereich und Robert Bosch Stiftung „Von der Aufnahme zu gesellschaftlicher Teilhabe: Die Perspektive der Flüchtlinge auf ihre Lebenslagen in Deutschland“ schließen. Eine qualitative Befragung von Flüchtlingen in der frühen Phase ihrer Ankunft in Deutschland soll Aufschluss über ihre Erwartungen, persönlichen Ziele und Erfahrungen in Deutschland geben.

„Ziel des Forschungsprojektes ist es, die Perspektive der Flüchtlinge durch eine wissenschaftlich fundierte Beschreibung für die Weiterentwicklung der Integrationspolitik zu erschließen“, sagte die Direktorin des SVR-Forschungsbereichs, Dr. Cornelia Schu. „Aus der Studie sollen Handlungsempfehlungen für eine Verbesserung der Aufnahme und Integration von Flüchtlingen entwickelt werden, die für politische Entscheidungsträger in Bund, Ländern und Kommunen sowie für staatliche und zivilgesellschaftliche Akteure der praktischen Flüchtlingsarbeit relevant sind.“ Uta-Micaela Dürig, Geschäftsführerin der Robert Bosch Stiftung, sagte: „Belastbares Wissen über die Lebenslagen von Flüchtlingen ist notwendig, um die Funktionalität des gegenwärtigen Asylsystems, aber auch erste Integrationsmaßnahmen bewerten und Handlungsbedarfe ableiten zu können. Nicht zuletzt gilt es, Fakten für eine sachliche Diskussion zusammenzutragen, wozu verschiedene Perspektiven gehören.“

Das Studiendesign wurde im Rahmen einer Machbarkeitsstudie entwickelt, die der SVR-Forschungsbereich in Kooperation mit der Robert Bosch Stiftung im Jahr 2015 durchgeführt hat. Im Zuge der Machbarkeitsstudie wurden Forschungslücken identifiziert, Fragestellungen unter Einbezug zentraler Akteure aus Wissenschaft, Politik und Praxis entwickelt und die methodische Vorgehensweise bestimmt.

Einen Überblick über den bisherigen Forschungsstand zur Integration von Flüchtlingen gibt eine externe Expertise, die für die Machbarkeitsstudie erstellt wurde. Die Expertise mit dem Titel „Was wir über Flüchtlinge (nicht) wissen“ stellt Forschungsergebnisse in den folgenden Bereichen dar: Arbeitsmarktzugang, Bildung und Ausbildung, sozialstaatliche Leistungen, Unterbringung, Gesundheit und Gesundheitsversorgung, soziokulturelle Integration, Qualifikation sowie Erwartungen und persönliche Ziele von Flüchtlingen.

Ein Fazit der Expertise: „Ein wissenschaftlicher Gesamtüberblick zur Wirkung des derzeitigen Aufnahme- und Versorgungssystems auf die Lebenslage von Flüchtlingen, zum Grad der Teilhabe an wichtigen gesellschaftlichen Bereichen, aber auch zu Erwartungen, Aspirationen sowie Qualifikationen von Flüchtlingen in Deutschland fehlt weitgehend.“ Gerade zur soziokulturellen Integration, der Rolle der Unterbringung, zu Auswirkungen prekärer Lebensverhältnisse und besonders zu den individuellen Migrationsmotiven, Zielen und Aspirationen liegen kaum aktuelle und meist nur bruchstückhafte Erkenntnisse vor.

Die Studie von SVR-Forschungsbereich und Robert Bosch Stiftung wird entsprechend die Lebenssituation von Flüchtlingen im Rahmen der geplanten qualitativen Befragung in den Fokus rücken. Die Befragung wird in mehreren Bundesländern durchgeführt.

Die Veröffentlichung der Studie ist für 2017 geplant.

Die Expertise kann hier heruntergeladen werden.

Die Pressemitteilung steht Ihnen hier zum Download zur Verfügung.

Ihre Ansprechpartnerin für Presseanfragen:
Dorothee Winden, Kommunikation
SVR GmbH, Neue Promenade 6, 10178 Berlin
Tel. 030/288 86 59-18 und email hidden; JavaScript is required

Über den Forschungsbereich beim Sachverständigenrat
Der Forschungsbereich beim Sachverständigenrat führt eigenständige, anwendungsorientierte Forschungsprojekte zu den Themenbereichen Integration und Migration durch. Die projekt-basierten Studien widmen sich neu aufkommenden Entwicklungen und Fragestellungen. Ein Schwerpunkt der Forschungsvorhaben liegt auf dem Themenfeld Bildung. Der SVR-Forschungsbereich ergänzt die Arbeit des Sachverständigenrats. Die Grundfinanzierung wird von der Stiftung Mercator getragen.

Der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration geht auf eine Initiative der Stiftung Mercator und der VolkswagenStiftung zurück. Ihr gehören weitere fünf Stiftungen an: Bertelsmann Stiftung, Freudenberg Stiftung, Robert Bosch Stiftung, Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und Vodafone Stiftung Deutschland. Der Sachverständigenrat ist ein unabhängiges und gemeinnütziges Beobachtungs-, Bewertungs- und Beratungsgremium, das zu integrations- und migrationspolitischen Themen Stellung bezieht und handlungsorientierte Politikberatung anbietet.

Über die Robert Bosch Stiftung
Die Robert Bosch Stiftung gehört zu den großen unternehmensverbundenen Stiftungen in Europa. Sie investiert jährlich rund siebzig Millionen Euro in die Förderung von ca. 800 eigenen und fremden Projekten aus den Gebieten der Völkerverständigung, Bildung, Gesellschaft und Kultur sowie Gesundheit und Wissenschaft. Insgesamt hat die Stiftung seit ihrer Gründung 1964 mehr als 1,3 Milliarden Euro für ihre gemeinnützige Arbeit eingesetzt.

Die Robert Bosch Stiftung setzt die gemeinnützigen Ziele des Firmengründers und Stifters Robert Bosch (1861-1942) fort. Sie hält rund 92 Prozent der Geschäftsanteile an der Robert Bosch GmbH und finanziert sich aus den Dividenden, die sie aus dieser Beteiligung erhält. Die Stiftung hat ihren Sitz im ehemaligen Stuttgarter Wohnhaus von Robert Bosch. Dort und in ihrer Berliner Repräsentanz beschäftigt sie rund 140 Mitarbeiter.

Weitere Informationen unter: www.bosch-stiftung.de