Stimmen zum Jahresgutachten 2013

30. April 2013

Martin Schulz, Präsident des Europäischen Parlaments

„Das SVR-Jahresgutachten hält eine Vielzahl hochinteressanter und gerade für die Politik eminent wichtiger Ergebnisse bereit. So wächst – trotz Krise und trotz medial verbreiteter Untergangsstimmung – das Gefühl der Zugehörigkeit zu Europa, das eben nicht als seelenloses Kunstgebilde und Elitenprojekt wahrgenommen wird. Europa als gemeinsamer Arbeits- und Lebensraum ist im Alltag der Menschen angekommen; zusätzlich zum nationalen und regionalen Zugehörigkeitsgefühl bildet sich zunehmend eine europäische Identität heraus. Das im SVR-Integrationsbarometer ermittelte positive ‘Europäergefühl’ ist unerlässlich, um die vielfältigen Herausforderungen, vor denen wir in Europa stehen, gemeinsam anzupacken. Gerade Deutschland, derzeit Magnet für junge, motivierte und qualifizierte Unionsbürger, erzielt durch Zuwanderung eine messbare Freizügigkeitsdividende, so eine weitere wichtige Erkenntnis des Gutachtens. Das Polemisieren gegen ‘Sozialtourismus’ wird damit als billiger Populismus entlarvt. Um das Potential, das die Freizügigkeit bietet, jedoch noch mehr zu nutzen, sind die EU und vor allem die Mitgliedstaaten gefordert, Mobilitätshindernisse im noch ‘imperfekten Wanderungsraum’ Europa zu beseitigen.“

Staatsministerin Prof. Dr. Maria Böhmer, Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration

„Das Gutachten des Sachverständigenrats setzt den richtigen Schwerpunkt zur richtigen Zeit: Gerade durch die verstärkte Zuwanderung aus der EU ist Deutschland heute ein echtes Einwanderungs- und ein Integrationsland. Die zunehmende EU-Binnenwanderung ist für unser Land Chance und Herausforderung zugleich. Für den Zusammenhalt unseres Landes ist es entscheidend, die Integration auch von Zuwanderern aus der EU von Anfang an in den Blick zu nehmen. Wir dürfen nicht die Fehler der Vergangenheit wiederholen und die Zuwanderer sich selbst überlassen. Zuwanderung und Integration müssen zusammengedacht werden- auch bei Fachkräften aus der EU! Wichtig sind beispielsweise das schnelle Erlernen der deutschen Sprache, die Unterstützung bei der Betreuungs- und Bildungssituation der Kinder oder die Möglichkeit zu sozialen Kontakten in der Nachbarschaft und in Vereinen.“

Peter Friedrich, Minister für Bundesrat, Europa und internationale Angelegenheiten des Landes Baden-Württemberg

„Die baden-württembergische Wirtschaft ist maßgeblich von der Exzellenz ihrer Fachkräfte abhängig, dies gilt gerade für Zeiten des demografischen Wandels. Baden-Württemberg profitiert vom Zuzug junger, motivierter und qualifizierter Zuwanderer aus den europäischen Partnerländern. Bei der Suche nach dem besten Personal steht den Unternehmen im Land ein europäischer Fachkräftemarkt zur Verfügung, der nicht auf regionale und nationale Grenzen beschränkt ist. Politik und Wirtschaft müssen ein Interesse daran haben, die Mobilität auf dem europäischen Arbeitsmarkt zu erleichtern und damit die Flexibilität der Arbeitskräfte zu fördern. Mit dem aktuellen Jahresgutachten zur EU-Wanderung bietet der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) wichtige Handlungsempfehlungen.“

Jürgen Trittin, Mitglied des Deutschen Bundestages, Fraktionsvorsitzender Bündnis 90/Die Grünen

„Das Jahresgutachten 2013 setzt einen klaren Kontrapunkt gegen die Angstmache von Innenminister Friedrich vor Zuwanderung aus anderen EU-Staaten. Das Gutachten zeigt klar: Freizügigkeit ist keine Bedrohung für unser Land, Zuwanderung kommt uns nicht teuer zu stehen. Ganz im Gegenteil: unser Land profitiert von der Freizügigkeit innerhalb der EU, insbesondere durch die Zuwanderung aus Europas Osten und Süden. Junge, motivierte und gut ausgebildete Arbeitskräfte bereichern unser Land und federn den demografischen Wandel ab.

Eine weitere gute Nachricht: die Wanderungsbewegungen innerhalb der EU sind Alltag – ein Beweis dafür, wie stark Europa zusammengewachsen ist und mit welcher Selbstverständlichkeit die Errungenschaften der Europäischen Union genutzt und gelebt werden.“

Dr. Dieter Hundt, Arbeitgeberpräsident

„Deutschland profitiert von der Arbeitnehmerfreizügigkeit innerhalb der EU: Immer mehr gut qualifizierte Fachkräfte kommen zu uns. Wir sind wegen unserer zunehmenden Fachkräfteengpässe auf diese Zuwanderung angewiesen, sie leistet einen wichtigen Beitrag zu Innovation, Wachstum und Wohlstand.

Eine wesentliche Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe und Erfolg am Arbeitsplatz ist das Beherrschen der deutschen Sprache. Wichtig ist auch, dass der Wandel von der jahrzehntelangen Abschottungskultur zu einer echten Willkommenskultur in Deutschland deutlich und erlebbar wird. Dies gilt vor allem für Verwaltungen und Behörden.“