Veranstaltungen – Wissenschaftlicher Stab

Auf die Lehrkraft kommt es an!

Fachkonferenz zur Vorstellung der Studie „Vielfalt im Klassenzimmer. Wie Lehrkräfte gute Leistung fördern können“ am 6. Juli 2017 in Berlin

Mit wachsender kultureller Vielfalt steigen auch die Herausforderungen im Schulalltag. Sollen dort die Bildungschancen für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund verbessert werden, kommt es auch auf die einzelne Lehrerin und den einzelnen Lehrer an.
Aus diesem Grund standen Lehrkräfte und ihr schulisches Handeln im Mittelpunkt eines Forschungsprojekts, das das Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung an der Humboldt Universität zu Berlin (BIM) und der Forschungsbereich beim Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR-Forschungsbereich) zwischen 2015 und 2017 mit Unterstützung der Stiftung Mercator durchgeführt haben.

In drei Teilstudien wurde untersucht, welche Einstellungen Lehrkräfte zu Aspekten von Vielfalt haben, inwiefern Leistungserwartungen von Lehrkräften Einfluss auf den Bildungserfolg von Kindern mit Migrationshintergrund haben und was Lehrkräfte tun können, um negativen Effekten entgegen zu steuern.
Die Ergebnisse der Studie „Vielfalt im Klassenzimmer. Wie Lehrkräfte gute Leistung fördern können“ wurden auf der Fachkonferenz „Auf die Lehrkraft kommt es an!“ am Donnerstag, den 6. Juli 2017 in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften einem breiten Fachpublikum vorgestellt.

Nach einer Vorstellung der zentralen Ergebnisse der Teilstudien durch die Autoren, diskutierten Experten aus Politik, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und der Schulpraxis, welche konkreten didaktischen, schul- bzw. bildungspolitischen Maßnahmen einen wirksamen Ansatz bieten, um ungünstige Entwicklungen zu vermeiden bzw. die Rahmenbedingungen für schulischen Erfolg zu verbessern. An der Diskussion nahmen teil: Elif Bizimyer, Lehramtsstudentin und beteiligte Testleiterin; Philipp Dehne, Lehrer an einer Kreuzberger Sekundarschule; Winfried Kneip, Geschäftsführer der Stiftung Mercator; Christiane Kose, Leiterin Referat Grundsatzangelegenheiten der allgemeinbildenden Schularten in der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie; Prof. Dr. Hans Anand Pant, Lehrstuhlleitung Erziehungswissenschaftliche Methodenlehre an der Humboldt Universität zu Berlin / Geschäftsführer Die Deutsche Schulakademie und Prof. Dr. Hacı Halil Uslucan, Wissenschaftlicher Leiter des Zentrums für Türkeistudien und Integrationsforschung an der Universität Duisburg-Essen und Stellvertretender Vorsitzender des SVR. Die Diskussion wurde moderiert von Jeannete Otto (Die Zeit).

Frau Bizimyr beklagte die fehlende Vorbereitung auf sprachliche und kulturelle Vielfalt in den Klassenzimmern innerhalb des Lehramtsstudiums. Auch Prof. Pant bestätigte dies und betonte, dass an dieser Stelle dringender Handlungsbedarf bestehe. Prof. Dr. Uslucan erklärte, dass Stereotype nicht nur das Bildungssystem betreffen und verzerrte Erwartungen jegliches Handeln (positiv wie negativ) beeinflussen. Wichtig sei, dass dies reflektiert werde, um bewusst damit umgehen zu können. Laut Uslucan sollte diese Bewusstmachung Teil der Lehrerausbildung sein. Herr Kneip wies darauf hin, dass man Studenten nicht auf alles vorbereiten könne, was in der Schule auf sie zukommt. Seine Empfehlung ist eine pragmatische und multiprofessionelle Herangehensweise an die Herausforderungen in Schule. Lehrer und Schulen sollten sich Partner suchen und ihr Umfeld nutzen. Zudem machte er sich für eine flächendeckende Einführung eines qualitätsvollen Ganztagskonzepts stark. Herr Dehne forderte konkrete politische Maßnahmen gegen die Segregation an Berliner Schulen, zudem betonte er, dass Anreize für gute und motivierte Lehrer geschaffen werden müssen, an Brennpunktschulen zu gehen. Weiterhin äußerte er den Wunsch danach, Lehramtsstudenten konkrete Tools mit auf den Weg zu geben und sie für den Umgang mit Vielfalt zu sensibilisieren, statt in der Ausbildung nur fachdidaktisches Wissen zu vermitteln. Frau Kose machte auf verschiedene Programme aufmerksam, die durch die Senatsverwaltung (z. B. FörMig), aber auch von Stiftungen (z. B. Schoolturnaround) auf den Weg gebracht wurden. Weiterhin wurde 2015 in Berlin das Zentrum für Sprachbildung (BE) eröffnet, das u. a. das Konzept zur Durchgängigen Sprachbildung in allen Bildungsetappen weiterentwickelt und umsetzt. Weitgehend einig waren sich die Podiumsteilnehmer darüber, dass es nicht nur „auf die einzelne Lehrkraft ankommt“, sondern das System Schule als Ganzes betrachtet werden müsse. Die Schulleitung spiele hier eine wichtige Rolle, aber auch eine gute Elternarbeit.

Fotos:SVR/Michael Setzpfandt

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