Veranstaltungen – Sachverständigenrat

Zusammenleben in der Einwanderungsgesellschaft. Wie kann die Integration von Flüchtlingen gelingen und gesellschaftlicher Zusammenhalt bewahrt werden?

Fachgespräch zum SVR-Jahresgutachten am 27. Juni in Düsseldorf

2015 und 2016 beantragten über 1 Million Flüchtlinge in Deutschland Asyl. Neben der Frage der Unterbringung, der Bildungsintegration und der Arbeitsmarktintegration, die diese große Zahl von Schutzsuchenden mit sich bringt, kommt auch der Wertevermittlung große Bedeutung zu.

Bei einem Fachgespräch mit ausgewählten Entscheidungsträgern wurde am 27. Juni in Düsseldorf diskutiert, wie die Integration der Flüchtlinge gelingen und der gesellschaftliche Zusammenhalt gewahrt werden kann. Im Mittelpunkt stand unter anderem die „Erfahrung gelebter Teilhabe“: Der stellvertretende SVR-Vorsitzende Prof. Hacı Halil Uslucan betonte, dass die theoretische Vermittlung von Werten in Integrationskursen zwar wichtig sei und deren Aufstockung von 60 auf 100 Stunden zu begrüßen ist, die Wirkung dieser Kurse dürfe jedoch nicht überschätzt werden. Wichtiger sei, so Uslucan, dass Werte in Alltag erlebt und praktisch erfahren werden. Dies erfordere auch eine entsprechende Bereitschaft der Aufnahmegesellschaft. Hier gelte es deutlich zu machen, dass die Aufnahme von Menschen in Not ein Gebot der Menschlichkeit ist und den Werten unserer Gesellschaft entspricht. Kontakte auf Augenhöhe seien für die Integration zentral. Nicht nur Zuwanderer, sondern auch die Menschen, die bereits hier leben, könnten davon profitieren, weil sie Abschottung und Befürchtungen entgegenwirken können. Prof. Uslucan ging in seinem Vortrag ebenso auf die Wertevorstellungen der Flüchtlinge ein. Die wenigen wissenschaftlichen Befunde dazu zeigen, dass nach Deutschland kommende Flüchtlinge in ihrer Einstellung zu Demokratie und Grundwerten mehr Gemeinsamkeiten mit der Bevölkerung hierzulande haben, als mit der Bevölkerung in den jeweiligen Herkunftsregionen. Prof. Uslucan verwies zudem darauf, dass der SVR in seinem Integrationsbarometer 2016 zu dem Ergebnis kam, dass Religion eine deutlich geringere Rolle für die Zugehörigkeit zur Gesellschaft spielt als beispielsweise ein fester Arbeitsplatz. In der Diskussion mit den Teilnehmenden wurde unter anderem die Bedeutung der kulturellen Öffnung angesprochen. Es sollten Lehrpläne angepasst, aber auch der kulturelle Kanon überprüft werden. Es wurde auch gefordert, die Integrationskurse an die tatsächlichen Bedarfe anzupassen.

Die Veranstaltung wurde in Kooperation mit der Bertelsmann Stiftung, der Stiftung Mercator und der Vodafone Stiftung Deutschland durchgeführt.

Fotos:SVR