Prekäre Beschäftigung von ausländischen Arbeitskräften und Perspektiven für ihre Teilhabe in Deutschland (April 2021 – September 2023)

Die Kehrseite von Hochqualifizierten- und Fachkräftemigration, die in der Regel mit überdurchschnittlichen Löhnen einhergeht, ist prekäre Erwerbsmigration im Niedriglohnsektor. Wie die Corona-Pandemie zuletzt gezeigt hat, tragen Branchen und Berufe, für die niedrige Bezahlung und prekäre Beschäftigungsbedingungen charakteristisch sind, maßgeblich zu einer funktionierenden Gesellschaft und Wirtschaft bei. Gleichzeitig handelt es sich oft um Tätigkeiten, die nur Qualifikationen unterhalb des Fachkräfteniveaus erfordern. Ausländische Arbeitnehmerinnen und -nehmer sind im deutschen Niedriglohnsektor deutlich überrepräsentiert. Zu den in dieser Hinsicht besonders relevanten Branchen zählen u. a. der Verkehr- und Logistiksektor, das Lebensmittel- und Gastgewerbe, Reinigungsberufe, das Baugewerbe und die Landwirtschaft. Mit prekärer Beschäftigung gehen oft prekäre Teilhabechancen einher. Dies liegt zum einen an den zugrundeliegenden Beschäftigungsformen (wie Leiharbeit, Werkverträge, Saisonarbeit oder Entsendung), an den Zugangsregelungen und Aufenthaltsrechten, die damit verbunden sind, und an den realen Arbeitsbedingungen. Zugleich verlangen bestimmte – oft zunächst temporär angelegte – Formen der Erwerbsmigration nach einem alternativen Verständnis von Integration, das nicht immer zur Aufenthaltsverfestigung und schlussendlich zur ‚Vollmitgliedschaft‘ durch Einbürgerung und einer Teilhabe in allen zentralen Lebensbereichen führen muss.

Ziel des Forschungsvorhabens ist es, die Teilhabehürden und -chancen von zugewanderten Arbeiternehmerinnen und Arbeitnehmern aus EU- und Drittstaaten, die im Niedriglohnsektor arbeiten, systematisch zu untersuchen – und Wege aufzuzeigen, wie diese Hürden überwunden werden können. Anhand von statistischen, juristischen und empirischen Analysen und ausgewählten branchenspezifischen Fallstudien wird das Projekt die normative und praktische Bedeutung von Teilhabe für prekär beschäftigte ausländische Arbeitskräfte herausarbeiten und mit Handlungsansätzen für Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft verbinden.

Das Projekt besteht aus insgesamt fünf Modulen, zu denen neben einer Reihe von Publikationen die Einbindung von und die Vernetzung mit Stakeholdern, Praktikern sowie insbesondere Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Wirtschaft/Arbeitsmarkt, Zivilgesellschaft und Wissenschaft gehören. Das Forschungsprojekt wird von der Stiftung Mercator gefördert und läuft vom 1. April 2021 bis 30. September 2023. Eine erste Publikation wurde im August 2022 veröffentlicht, zwei weitere in 2023.


Studie

Prekäre Beschäftigung – prekäre Teilhabe. Ausländische Arbeitskräfte im deutschen Niedriglohnsektor

Policy Brief

‚Zeitenwende‘ bei der Arbeitsmarktintegration? Teilhabe und Prekarität von Ukrainerinnen und Ukrainern am deutschen Arbeitsmarkt

Kurzinformation

Neue Risiken prekärer Beschäftigung? Zu alten und neuen Instrumenten in der Erwerbsmigrationspolitik und was sie für den Arbeitnehmerschutz bedeuten

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